Csekonics

DIE ADELSFAMILIE CSEKONICS
UND IHRE HATZFELDER HERRSCHAFT

 Ansehen, Reichtum, Einfluss: die Adelsfamilie Csekonics

General Josef Csekonics (1757-1824), Gründer und langjähriger Kommandant des Mezőhegyeser Staatsgestüts, hat sich durch die Schaffung der neuen k. k. Heeresequitation hohes Ansehen erworben. Er zählt zu den großen Persönlichkeiten der Habsburger Monarchie und so verwundert es nicht, dass sein Name in jedem größeren ungarischen und österreichischen Lexikon steht. Die auf seine Initiative gegründeten und von ihm geleiteten Gestüte in Mezőhegyes und Bábolna bestehen auch heute noch und zählen zu den einzigartigen nationalen Schätzen Ungarns. General Josef Csekonics wurde zur Legende und ist bis auf den heutigen Tag unvergessen. Ansehen und Berühmtheit verhalfen ihm zur Hatzfelder Herrschaft. Zwar hatte er es im Laufe der Jahre zu einem stattlichen Vermögen gebracht, das ihm den käuflichen Erwerb des Gutes im Banat erst ermöglichte, doch steinreich wie Jahrzehnte später sein Enkel Andreas war er nicht. Josef Csekonics hinterließ seinen Nachkommen nicht nur ein ansehnliches materielles Erbe, sondern auch und vor allem einen guten Ruf. Davon profitierten die folgenden Generationen der herrschaftlichen Familie. Dank ihrer wirtschaftlichen Kompetenz, ihrer fortschrittlichen Gesinnung und ihrer Aufgeschlossenheit für Neues machten sie aus der Hatzfelder Herrschaft ein mustergültiges Agrarunternehmen. Mit dem wirtschaftlichen Erfolg war eine stetige Mehrung des Vermögens, mit der Erhebung des Generalssohnes Johann Csekonics (1809-1880) in den erblichen Grafenstand im Jahr 1864 aber ein erheblicher Prestigegewinn der Familie verbunden. Beides zugleich – hohes Ansehen und immenser Reichtum – ergab erst die brisante Mischung, die den großen Einfluss der Familie im Komitat Torontal und darüber hinaus, in der ungarischen Hauptstadt und bei Hofe, ausmachte. Dies trifft vor allem auf die dritte Generation, vertreten durch Andreas Graf Csekonics (1846-1929), zu.

Die Hatzfelder Herrschaft: ein mustergültiger Landwirtschaftsbetrieb

Die Csekonics’sche Herrschaft war nicht nur die größte im Torontaler Komitat, sondern auch eine in Jahrzehnten planmäßig ausgebaute Musterwirtschaft, die überdies zu den modernsten Domänen Ungarns zählte und deshalb wiederholt von Landwirten aus Deutschland und Ungarn besichtigt wurde. Die Hatzfelder Grundherrschaft hatte Vorbildfunktion und stellt ein leuchtendes Kapitel in der Banater Agrargeschichte dar.

Die Anfänge der Hatzfelder Herrschaft gehen auf das Jahr 1790 zurück, als Oberst Josef Csekonics die Ortschaften Hatzfeld und Zerne sowie die Prädien Tschestereg und Bozitova von der Temeswarer Kameraladministration auf zwanzig Jahre in Pacht nahm hat. Bis 1800 gelang es ihm, den festgelegten Verkaufspreis von 376.826 Gulden zu entrichten, worauf die Familie Csekonics Eigentümer des Gutes wurde.

Das Gut, südlich von Hatzfeld in Richtung des Komitatssitzes Großbetschkerek gelegen, hatte eine Fläche von 38.887 Katastraljoch (22.379,8 Hektar) und war damit das größte im Komitat Torontal.

Auf dem Gebiet der Herrschaft befanden sich ursprünglich nur zwei Urbarialsiedlungen: Hatzfeld und (Serbisch-)Zerne. Zwecks Urbarmachung des Bodens, der einer landwirtschaftlichen Nutzung zugeführt werden sollte, siedelte die Grundherrschaft nach und nach Ungarn und Deutsche an, wodurch drei neue Siedlungen entstanden sind: Deutsch-Zerne, Tschestereg und Ungarisch-Zerne. Es waren Kontraktualgemeinden, deren Grundbesitz Eigentum der Herrschaft blieb und den Siedlern in Pacht gegeben wurde.

Die Domäne war in 15 Haupt- und 12 Filialwirtschaftshöfe und ein Forstamt eingeteilt. Betrieben wurden Ackerbau und Viehzucht. Dem Getreidebau, der zwei Drittel der Ackerfläche einnahm, kam die weitaus größte Bedeutung zu. Außerdem wurden Futterpflanzen und diverse Sonderkulturen angebaut. Die Domäne verfügte über einen imposanten Park von landwirtschaftlichen Maschinen, die dem höchsten Stand der damaligen Technik entsprachen und einen rationellen, intensiven Ackerbau ermöglichten. Ein besonderes Augenmerk galt der Viehzucht. Die Rinder-, Schaf- und Borstenviehzüchtungen der Herrschaft wurden auf Landesausstellungen vielfach ausgezeichnet. Berühmt war auch die Pferdezucht des Gutes, die auf dem Herrschafts- und dem Wirtschaftsgestüt betrieben wurde. Anfang 1911 wies die Herrschaft einen Bestand von 17.914 von Tieren auf, davon 593 Pferde, 4157 Rinder, 6972 Schafe und 2322 Schweine. Der Milchertrag belief sich 1910 auf 1.501.190 Liter. Der größte Milchabnehmer des gräflichen Gutes war die Stadt Temeswar. Nach und nach etablierte sich auf der Domäne auch eine gewerbliche Wirtschaft. Die Herrschaft unterhielt mehrere Mühlen und besaß neben einer großen Maschinen- und einer Holzbearbeitungswerkstätte eine Eisfabrik, eine Hanffabrik und eine Brikettfabrik. Im Jahr 1909 erhielt sie auch eine eigene elektrische Zentrale. Mit einem gut ausgebauten Netz von Straßen und Wegen, von Eisenbahnlinien und landwirtschaftlichen Bahnen sowie einem Hafen am schiffbaren Bega-Kanal verfügte die Herrschaft zudem über eine entsprechende Infrastruktur.

Die Domäne sicherte das Dasein von rund 7000 Menschen. Anfang 1911 beschäftigte sie über 900 Personen und zählte auf ihrem Territorium 4076 Seelen. Hinzu kam noch eine stattliche Zahl von Taglöhnern und Saisonarbeitern. Auch viele Hatzfelder verdienten ihr Brot bei der Herrschaft.

Die blühende Hatzfelder Herrschaft, das Ergebnis einer über drei Generationen geleisteten gewaltigen, beispielhaften Aufbauarbeit, wurde 1919 von den südslawischen Agrarbehörden enteignet und systematisch zertrümmert. Das Feld wurde mazedonischen Kriegsfreiwilligen zugeteilt. Die im Familieneigentum belassenen 500, später auf 1000 ergänzten Joch bei Deutschzerne, bewirtschaftete Alexander Graf Csekonics. Nach dem Verkauf dieses Restgutes folgte er den anderen Mitgliedern der gräflichen Familie nach Ungarn. Bis 1946 lebte diese in Enying, in der Nähe des Plattensees, daraufhin zog sie nach Portugal. Mit Andreas Graf Csekonics ist die Hauptlinie der Familie 1984 ausgestorben.

 

Schlösser und Paläste: Symbole von Reichtum und Macht

Auch die Steine kündeten vom unermesslichen Reichtum der Familie Csekonics. Sie ließ repräsentative Bauten errichten oder erwarb solche käuflich. Anfang des 20. Jahrhunderts konnte sie nicht weniger als fünf Schlösser und Paläste ihr Eigen nennen. An erster Stelle sind die beiden Schlösser in Hatzfeld zu nennen: das Stammschloss der Familie inmitten der Gemeinde, gegenüber der römisch-katholischen Kirche, heute Rathaus der Stadt, und das 1870 fertig gestellte, groß angelegte Schloss Csitó, das zwei Kilometer südlich der Gemeinde an der Straße in Richtung Zerne lag. 1891 erwarb Andreas Graf Csekonics ein schönes Empirehaus in Rogendorf, am südlichen Ende des Gutes. Vier Jahre später kaufte er das Batthyány-Schloss in Enying, in der Nähe des Plattensees, und ließ zudem ein Palais, das so genannte Palais Csekonics, in Budapest erbauen.

Bezüglich des Stammschlosses ist uns weder bekannt, wann es gebaut wurde, noch wer der Baumeister war. Es ist anzunehmen, dass es zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstanden ist, als General Josef Csekonics seine Funktion als Gestütskommandant in Mezőhegyes niederlegte und sich auf sein Hatzfelder Gut zurückzog. Das Schloss dürfte mehrmals umgebaut und renoviert worden sein. An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert hatte es einen Ehrenhof, der sich nach Süden zu dem sechs Joch großen Park hin öffnete. In den Jahren 1907/08 trug man einen Teil des Schlosses, den östlichen Gebäudetrakt, zur Kirchengasse hin, ab. 1935 ging das Schloss in den Besitz der Gemeinde über und dient dieser seither als Zentralverwaltung bzw. als Rathaus.

Der wichtigste und architektonisch wertvollste Bau der gräflichen Familie, das Schloss Csitó bei Hatzfeld, war das Machtzentrum der Csekonics’schen Herrschaft und eine architektonische Perle des Banats. Es wurde in den Jahren 1869/70 nach Plänen des berühmten ungarischen Architekten Nikolaus Ybl, inmitten eines 78 Joch großen, herrlich angelegten Parks im Stil des romantischen Historismus errichtet und war dem englischen Herrenhaus nachempfunden. Der lang gestreckte, gedrungene Neorenaissance-Bau kennzeichnete sich durch Solidität. Die Fassade wurde durch zahlreiche Risalite gegliedert. Neben dem Haupteingang befand sich ein achteckiger, oben eingezogener und runder Turm. Durch einen Glasgang mit dem Schloss verbunden war die 1885 nach den Plänen des Architekten Arthur Meinig errichtete schmucke Schlosskapelle, deren Altarbild, eine Darstellung des Hl. Johannes Nepomuk, von Ignaz Roskovics stammte. Die rund 100 Schlossgemächer beherbergten wertvolle Möbel, Gemälde, Gobelins und sonstige Kunstschätze. Einmalig war auch die 8000 Bände umfassende Bibliothek des Schlosses, mit vielen alten Werken und seltenen Ausgaben.

Nachdem es der gräflichen Familie nicht gelungen war, Schloss Csitó zu veräußern, ließ sie es 1937 samt Kapelle abgetragen. Durch den Verkauf der Baumaterialien erhoffte sie sich, eine erhebliche Geldsumme zu erzielen, die jedoch nur einen Bruchteil dessen darstellte, was das prächtige Schloss wert war. Damit versank der größte, architektonisch und künstlerisch wertvollste Bau Hatzfelds in Schutt und Asche. Heute erinnern nur noch alte Ansichtskarten an diese Perle der neuzeitlichen Baukunst.

Wappen Graf Csekonics

Gräfliches Wappen der Familie Csekonics de Zsombolya et Janova auf einem Bleiglasfenster des Archivs des Komitats Fejér in Székesfehérvár, wo das Csekonics-Familienarchiv aufbewahrt wird

Wappen Graf Cskonics

Gräfliches Wappen: Johann Csekonics wird 1864 in den erblichen Grafenstand erhoben und erhält von Kaiser Franz Joseph I. Adels- und Wappenbrief;

Adeliges Wappen: Paul Csekonics

Adeliges Wappen: Paul Csekonics, „Advocat bei der Distriktualtafel von Güns“, Vater des Generals Josef Csekonics, wird 1753 in den Adelsstand erhoben und erhält von Königin Maria Theresia Adels- und Wappenbrief

Andreas Graf Csekonics

Andreas Graf Csekonics (1846-1929), der letzte Eigentümer der Hatzfelder Herrschaft

Leontine Gräfin Csekonics

Leontine Gräfin Csekonics, geborene Freifrau Lipthay (1821-1903), Gattin des Grafen Johann Csekonics

Johann Graf Csekonics

Johann Graf Csekonics (1809-1880), der zweite Eigentümer der Hatzfelder Herrschaft

General Josef Csekonics

General Josef Csekonics (1757-1824), Gründer und langjähriger Kommandant des staatlichen ungarischen Gestüts in Mezőhegyes und der erste Eigentümer der Hatzfelder Herrschaft

Csekonics: Karte Herrschaft

Karte der Hatzfelder Herrschaft um 1910 (Auszug). Durch ihre Einteilung in viereckige Tafeln zu je 400 Joch, die jeweils in 16 kleinere Tafeln zu je 25 Joch gegliedert waren, glich die Domäne einem Schachbrett.

Karte des Komitats Torontal um 1800, auf der die auf dem Territorium der Csekonics’schen Herrschaft sich befindlichen Ortschaften Haczfeld und Czernya sowie die beiden Prädien Bozitova und Csesztereg eingezeichnet sind.

Karte des Komitats Torontal um 1800, auf der die auf dem Territorium der Csekonics’schen Herrschaft sich befindlichen Ortschaften Haczfeld und Czernya sowie die beiden Prädien Bozitova und Csesztereg eingezeichnet sind.

Karte des Komitats Torontal um 1910 (Auszug). Das Csekonics’sche Gut lag in den Stuhlbezirken Hatzfeld und Großbetschkerek und erstreckte sich südlich von Hatzfeld in Richtung des Komitatssitzes Großbetschkerek auf einer Länge von 38 und einer Breite von 2-5 Kilometern.

Karte des Komitats Torontal um 1910 (Auszug). Das Csekonics’sche Gut lag in den Stuhlbezirken Hatzfeld und Großbetschkerek und erstreckte sich südlich von Hatzfeld in Richtung des Komitatssitzes Großbetschkerek auf einer Länge von 38 und einer Breite von 2-5 Kilometern.

Karte der Hatzfelder Herrschaft um 1910. Die Domäne des Grafen Andreas Csekonics war die größte im Torontaler Komitat.

Karte der Hatzfelder Herrschaft um 1910. Die Domäne des Grafen Andreas Csekonics war die größte im Torontaler Komitat.

Das alte Kastell um 1900

Das alte Kastell in der Gemeindemitte um 1900 (vor der Umgestaltung)

Zentrale Milchhalle in Juliamajor

Zentrale Milchhalle in Juliamajor; Maschinenwerkstatt in Juliamajor; Elektrische Zentrale in Juliamajor; Herrschaftliches Gebäude in Juliamajor

Zentrale Milchhalle in Juliamajor; Maschinenwerkstatt in Juliamajor; Elektrische Zentrale in Juliamajor; Herrschaftliches Gebäude in Juliamajor

Zentrale Milchhalle in Juliamajor

Zentrale Milchhalle in Juliamajor

Zentrale Milchhalle in Juliamajor; Maschinenwerkstatt in Juliamajor; Elektrische Zentrale in Juliamajor; Herrschaftliches Gebäude in Juliamajor

Zentrale Milchhalle in Juliamajor

Zentrale Milchhalle in Juliamajor; Maschinenwerkstatt in Juliamajor; Elektrische Zentrale in Juliamajor; Herrschaftliches Gebäude in Juliamajor

Silo auf der Puszta Bozitó

Silo auf der Puszta Bozitó (5.4)

Gestütsstall in Juliamajor

Gestütsstall in Juliamajor (5.3)

Getreidemagazin in Juliamajor

Getreidemagazin in Juliamajor (5.2)

Getreidemagazin auf der Puszta Bozitó

Getreidemagazin auf der Puszta Bozitó (5.1)

Rathaus der Stadt Hatzfeld

Rathaus der Stadt Hatzfeld (Aufnahme von 2007)

Das alte Kastell um 1940

Das alte Kastell um 1940, als es bereits das Rathaus der Gemeinde Hatzfeld beherbergte.

Das alte Kastell um 1910

Das alte Kastell um 1910 (nach der Umgestaltung)

Das alte Kastell um 1910

Das alte Kastell um 1910 (nach der Umgestaltung)

Schloss Csitό

Schloss Csitό: Abbildungen aus der 1911 erschienenen, von Dr. Samuel Borovszky redigierten Komitats-Monografie „Torontál vármegye“

Schloss Csitό

Schloss Csitό wird 1937 abgetragen.

Schloss Csitό

Schloss Csitό im Jahr 1931.

Schlosskapelle

Die 1885/86 erbaute Schlosskapelle.

Schlosskapelle

Die 1885/86 erbaute Schlosskapelle.

Schloss Csitό

Schloss Csitό (Holzschnitt von Julius Háry; Abbildung im 1891 erschienenen 2. Ungarn-Band des Monumentalwerkes „Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild)

Südfront des Csitό- Schlosses

Südfront des Csitό- Schlosses

Südfront des Csitό- Schlosses

Südfront des Csitό- Schlosses

Südfront des Csitό- Schlosses

Südfront des Csitό- Schlosses

Südfront des Csitό- Schlosses

Südfront des Csitό- Schlosses

Nordostfront des Csitό- Schlosses mit Turm und Haupteingang

Nordostfront des Csitό- Schlosses mit Turm und Haupteingang

Nordostfront des Csitό- Schlosses mit Turm und Haupteingang

Nordostfront des Csitό- Schlosses mit Turm und Haupteingang

Nordostfront des Csitό- Schlosses mit Turm und Haupteingang

Nordostfront des Csitό- Schlosses mit Turm und Haupteingang

Schloss Csitό Grundriss

Schloss Csitό: Grundriss des Erdgeschosses mit Angaben zur Nutzung der Räumlichkeiten nach einem Plan des berühmten Architekten Nikolaus Ybl aus dem Budapester Stadtarchiv

 Schloss Csitό

Schloss Csitό: Abbildungen aus der 1911 erschienenen, von Dr. Samuel Borovszky redigierten Komitats-Monografie „Torontál vármegye“

 

 

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