Kultur

Kulturelles Leben

Außer der Pflege des Volkslieds und des Kirchengesangs sind bis Mitte des 19. Jahrhunderts keine besonderen kulturellen Entfaltungen festzuhalten. Erst in der zweiten Jahrhunderthälfte wird die Musik von den Hatzfelder Bürgern nicht nur als edler Zeitvertreib angesehen, sondern als ein wichtiger Kulturfaktor geschätzt und gepflegt. Bereits 1859 ist eine Streichkapelle bezeugt und sechs Jahre später erfolgte die Gründung des „Hatzfelder Männergesangvereins“, des ältesten uns bekannten Geselligkeitsvereins in Hatzfeld. Die vor einiger Zeit entdeckten Dokumente aus dem Vereinsarchiv zeugen von einer blühenden Musikkultur in unserem Heimatort und am Hof des Grafen Csekonics. Schon um 1870 waren sämtliche Instrumente, von den Streich- über die Holzblas- bis hin zu den Blechblasinstrumenten, vorhanden. Eine wichtige Rolle im gesellschaftlichen Leben der Gemeinde spielte die Blaskapelle, die beim Sonntagstanz in den Wirtshäusern und bei brauchtumsgebundenen Veranstaltungen im Jahreslauf zum Einsatz kam und über viele Jahrzehnte den Festen und Feiern eine eigene Note verlieh.

Entsprechend der beruflichen Gliederung der Bevölkerung trugen auch die kulturellen Vereine, die im Laufe der Zeit ins Leben gerufen wurden, ständisches Gepräge. Der 1893 gegründete Gewerbegesangverein und der von der Bauernschaft 1919 ins Leben gerufene Gesang- und Sportverein „Landestreu“ prägten das kulturelle Leben der Gemeinde bis 1944. Unter der Leitung der Chormeister Josef Linster und Emmerich Bartzer entfalteten die beiden Vereine eine rege und vielfältige Tätigkeit (Liederabende, Aufführung von Singspielen, Operetten, Theaterstücken, Passionsspielen usw.) und erzielten bei Chorwettbewerben regelmäßig Preise. Dank dieser herausragenden Leistungen genossen sie einen guten Ruf im ganzen Banat. Davon zeugen auch die Teilnahme von über 30 Gesangvereinen an der Fahnenweihe des „Landestreu“-Vereins im Jahr 1930 sowie die Beteiligung des gemischten „Landestreu“-Chors am 12. Bundesfest des Deutschen Sängerbundes in Breslau im Jahr 1937, verbunden mit Auftritten in zwanzig deutschen Städten. Neben dem Gewerbegesangverein und dem „Landestreu“-Chor entstand 1934 der von Arbeitern und Angestellten der Bohn’schen Ziegelei gegründete Arbeiter-Männerchor, dessen Tätigkeit jedoch infolge des Zweiten Weltkriegs zum Erliegen kam. Mit dem 1929 eingeweihten Sängerheim der Gewerbetreibenden, dem im gleichen Jahr fertig gestellten Bauernheim und dem sechs Jahre später errichteten Bohn’schen Kulturheim verfügte jeder Kulturverein über ein eigenes Heim.

Die nach dem Zweiten Weltkrieg im Rahmen des Kulturhauses, der Schulen und der Unternehmen entfaltete kulturelle Tätigkeit stand unter anderen Vorzeichen. Die Kulturinstitutionen und -formationen hatten die Vorgabe der kommunistischen Partei, wonach die Kultur „sozialistisch im Inhalt und national in der Form“ sein müsse, umzusetzen. Trotz der ideologischen Zwänge, denen der Kulturbetrieb ausgesetzt war, hatten die einzelnen Nationalitäten die Möglichkeit, ihre Kultur und ihr Brauchtum zu pflegen. Im Laufe der Zeit bestand eine Vielzahl von Kulturformationen (Chöre, Blaskapelle, halbsinfonische, Volksmusik- und Unterhaltungsorchester, Volkstanzgruppen, Laientheaterformationen usw.) von unterschiedler Lebensdauer und unterschiedlichem künstlerischem Niveau. Erwähnenswert sind die Hatzfelder Blaskapelle unter der Leitung von Mathias Svoboda, das halbsinfonische und das Deutsche Volksorchester, beide von Emmerich Bartzer gegründet und dirigiert, die Volksmusikformation „Schwabenkinder“ (Leitung Nikolaus Maser), das Unterhaltungsorchester „Thomas“ (Leitung Thomas Schmidt), die von Franz Bartzer betreute ungarische Volkstanzgruppe sowie die Musikveranstaltungen des Lyzeums unter der Leitung von Walter Kindl.

Im Laufe der Zeit wirkten in Hatzfeld namhafte Kulturschaffende. Neben den bereits genannten Musikern seien die Lyriker Porse Vilmos (1858-1914), Paul Moussong (1861-?) und Peter Jung (1887-1966), der Schriftsteller Karl von Möller (1876-1943) sowie der Übersetzer und Dante-Forscher Csicsáky Imre (1860-1935) erwähnt. Auch die Bildende Kunst ist durch bedeutende Persönlichkeiten vertreten, allen voran der Maler Stefan Jäger (1877-1962) und der Bildhauer Peter Berberich (1906-1989). In den 1960er und 1970er Jahren befruchtete der rumänisch-orthodoxe Priester und Gelehrte Mihail Avramescu (1909-1983) das geistige Leben der Heidestadt. Außerhalb ihres Heimatortes wirkten der Publizist, Zeitungsherausgeber und Buchautor Karl Kraushaar (1858-1938), der Maler Rudolf Burghardt (1884-1963), der an der Budapester Akademie der Bildenden Künste lehrte, der Architekt Johann Jänner (1890-1965) sowie der Journalist, Literatur- und Theaterkritiker Emmerich Reichrath (1941-2006).

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