Wirtschaft

WIRTSCHAFT

 Landwirtschaft

Die Landwirtschaft war bis Mitte des 20. Jahrhunderts der wichtigste Wirtschaftszweig in Hatzfeld. Der Großteil der Bevölkerung betrieb Ackerbau und Viehzucht. Bedingt durch das günstige Klima, den fruchtbaren Schwarzboden, den Konsumbedarf und die betriebswirtschaftlichen Vorteile, erlangte der Getreideanbau, wobei sich Weizen und Mais am besten bewährt haben, die weitaus größte Bedeutung. Dank ihres Fleißes, der stetigen Verbesserung des Saatgutes und der Anbaumethoden, der Einführung landwirtschaftlicher Maschinen und der intensiven Bewirtschaftung der Felder ist es den Hatzfelder Bauern gelungen, die Erträge ständig zu steigern und die Qualität ihrer Erzeugnisse zu verbessern. Sie erzielten nicht nur im Banater, sondern auch im europäischen Maßstab damaliger Zeit Spitzenerträge. Beispielsweise wurden 1940 bei einem durchschnittlichen Ertrag von je drei Tonnen pro Hektar 9120 Tonnen Winterweizen und 8487 Tonnen Körnermais erzeugt. Der Banater Weizen war seiner hervorragenden Qualität wegen gefragt und fand in ganz Europa guten Absatz. Als sich der Weizenanbau in den 1930er Jahren wenig rentabel erwies, wurden zum einen der Anbau von Sonderkulturen und Industriepflanzen erweitert und zum anderen die Tierzucht und -mast intensiviert. Die Hatzfelder Bauern verfügten 1941 über einen beachtlichen Bestand an Landwirtschaftsmaschinen: 1200 Ein- bis Dreischarpflüge, 450 Sä- und 350 Mähmaschinen, 500 Hack- und Häufelpflüge, 100 Pferderechen, 30 Großdreschmaschinen sowie 10 Schlepper und Traktoren.

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Viehhaltung hauptsächlich für den Eigenbedarf betrieben, während die Pferde vorwiegend als Zugtiere benützt wurden. In den 1920er und 1930er Jahren intensivierte man bei günstigen Exportbedingungen die Schweinemast und die Rinderzucht, wobei erstere einen enormen Aufschwung erlebte und zur Haupteinnamequelle der Hatzfelder Bauern wurde. Durch Ankauf und Zucht wertvoller Milchkühe machte auch die Milchwirtschaft erhebliche Fortschritte. Die Schafzucht diente ausschließlich dazu, den Eigenbedarf an Fleisch, Wolle und Milch zu sichern. 1940 betrug der Bestand an Nutzvieh 1426 Pferde, 2647 Schweine, 1150 Rinder und 1963 Schafe.

Die nach 1944 eingeleiteten Maßnahmen – die Totalenteignung der deutschen Bauern und die Zuteilung von Fünf-Hektar-Flächen an die einheimischen Rumänen und Ungarn sowie an die zugewanderten Kolonisten auf Grund der Agrarreform vom März 1945, die Gründung eines staatlichen Landwirtschaftsbetriebs im Jahr 1948, die Kollektivierung der Landwirtschaft ab 1949 und die Schaffung einer Kollektivwirtschaft im darauf folgenden Jahr – führten zu grundlegenden Veränderungen in der Landwirtschaft. Zum einen büßte sie ihre Bedeutung als Hauptwirtschaftszweig ein, zum anderen erreichte sie nicht mehr, trotz aller Fortschritte, den hohen Stand und die vorbildliche Organisation der Vorkriegszeit.

Gewerbe

Allein durch ihre Größe und Einwohnerzahl hob sich die Gemeinde Hatzfeld von Anfang an über die umliegenden Ortschaften hinaus und entwickelte sich rasch zu einem Marktflecken, was natürlich den Aufschwung des Handwerks begünstigte. Die große Zahl der Handwerker, die Bandbreite der vertretenen Berufe, die Existenz einer Gewerbelehrlingsschule, die 1885 eröffnet wurde und mehrere Generationen von Handwerkern ausgebildet hat, sowie die Veranstaltung großer Gewerbeausstellungen und Jubiläumsfeiern belegen zum einen den hohen Stellenwert des Handwerks im Wirtschaftsleben der Großgemeinde Hatzfeld und zum anderen deren Rolle als Gewerbezentrum für die ganze Umgebung. Der Gewerbestand hat zudem mit dem 1884 gegründeten Handels- und Gewerbekasino und seinem 1893 ins Leben gerufenen Gesangverein das gesellschaftliche und kulturelle Leben der Gemeinde bis zum Zweiten Weltkrieg befruchtet und gefördert.

Die Tradition des organisierten Handwerks reicht bis in das Jahr 1823 zurück, als einerseits den Hatzfelder Gewerbetreibenden durch kaiserliches Diplom das Zunftprivileg zugesprochen wurde, und andererseits ein Statut das organisatorische Gefüge der Zünfte sowie die Rechte und Pflichten der Lehrlinge, Gesellen und Meister festlegte. Sechs Jahrzehnte später, im Jahr 1884, trat an die Stelle der nicht mehr zeitgemäßen Zünfte die Gewerbekorporation, die dann weitere sechzig Jahre, bis 1944, Bestand hatte. 1925 waren 370 Handwerksmeister korporativ erfasst. Dem „Hatzfelder Volksblatt“ vom 15. Mai 1927 zufolge, verzeichnete Hatzfeld damals 1195 Gewerbetreibende, Handelsangestellte und Lehrlinge, eine stattliche Zahl im Vergleich zur Gesamtbevölkerung von 12.122 Einwohnern! Dank ihrer ausgezeichneten beruflichen Qualifikation und der hervorragenden Qualität ihrer Erzeugnisse genossen die Hatzfelder Handwerker einen guten Ruf. Stellvertretend für den ganzen Gewerbestand sei hier nur einer genannt: der im ganzen Banat bekannte Bandagen- und Prothesenerzeuger Peter Schwarz (1873-1963), dessen Produkte auch international Anerkennung fanden (Goldmedaillen in Paris 1910 und Rom 1912 sowie Großer Preis der Internationalen Handels- und Industrieausstellung in Paris 1910). Die großen Gewerbeausstellungen, die anlässlich der Hundertjahrfeier des organisierten Handwerks in Hatzfeld im Jahr 1924 und des 50jährigen Jubiläums der Gewerbekorporation sowie des Handels- und Gewerbekasinos im Jahr 1934 veranstaltet wurden, zeugten von der Vielfalt der handwerklichen Berufe, vom meisterhaften Können und den Kunstfertigkeiten der Gewerbetreibenden und von deren stetigem Bemühen, die vielseitigen Bedürfnisse der Kunden zu befriedigen, die Arbeitseffizienz zu steigern und die Qualität ihrer Produkte zu verbessern.

Die 1948 einsetzende sozialistische Umgestaltung der Wirtschaft erfasste auch das Handwerk, dem eine genossenschaftliche Organisationsform aufgezwungen wurde. Die 1952 gegründete Handwerkergenossenschaft „Viitorul“ spielte im Wirtschaftsleben der Heidestadt jahrzehntenlang eine wesentliche Rolle und nahm einen Spitzenplatz unter den einschlägigen Unternehmen des Kreises Temesch und des Landes ein. Infolge der stetigen Diversifikation des Dienstleistungs- und Warenangebots stieg die Zahl der Abteilungen bis 1986 auf 60 (wobei 40 unterschiedliche Wirtschaftsbereiche vertreten waren), die der Mitglieder auf 668. Ein besonderes Ereignis in der Unternehmensgeschichte war die groß angelegte 150-Jahrfeier des organisierten Handwerks in Hatzfeld im Spätsommer 1973.

Industrie

Mit der Gründung des Bohnschen Ziegeleiunternehmens und dem Beginn der fabriksmäßigen Ziegelproduktion im Jahre 1874 hält auch die Industrie Einzug in die bislang von der Agrar- und gewerblichen Wirtschaft geprägte Großgemeinde Hatzfeld. Nach und nach entstanden weitere Ziegeleien, große Mühlenbetriebe, Hutfabriken und sonstige Unternehmen, so dass sich Hatzfeld zum bedeutendsten Industriestandort unter den Banater ländlichen Ortschaften entwickelte. Hatzfelder Erzeugnisse – von den Bohn’schen Dach- und Mauerziegeln, den Hüten und Stumpen über die Schuhe und Knöpfe bis zu dem hier hergestellten Mehl – waren dank ihrer vorzüglichen Qualität weit über die Landesgrenzen bekannt und begründeten den guten Ruf unseres Heimatortes.

Von den in Hatzfeld vertretenen Branchen nahm die Ziegelindustrie die wichtigste Rolle ein. Aus bescheidenen Anfängen entwickelte sich das von Stefan Bohn gegründete und von dessen Nachkommen stetig erweiterte und modernisierte Unternehmen zu einem gewaltigen Konzern, dessen Herzstück die Hatzfelder Ziegelfabrik war. Das Bohn’sche Ziegeleiunternehmen avancierte zum größten dieser Art in der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie und auch später, nach dem Anschluss unserer Heimatgemeinde an Rumänien, war die Hatzfelder Fabrik der bedeutendste Baumaterialienerzeuger im Lande. Die Bohn-Produkte, vor allem die mit dem Markenzeichen des Löwen versehenen Dachziegel, waren überall bekannt und geschätzt und wurden in viele Länder exportiert. Von den weiteren in Hatzfeld entstandenen Ziegeleien konnte auf längere Dauer nur die 1903 unter dem Namen „Hungaria“-Dampfziegelei gegründete Threiß’sche Ziegelfabrik der Konkurrenz des mächtigen Bohn-Unternehmens standhalten; die Weltwirtschaftskrise anfangs der 1930er Jahre überstand sie jedoch nicht.

Ihrer außerordentlichen Leistungsfähigkeit wegen nahm die Hatzfelder Mühlenindustrie bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs einen hervorragenden Platz im Banat ein. Das älteste und zugleich größte Unternehmen dieser Branche war die 1880 gegründete Hatzfelder Dampfwalzmühle (auch „Große Mühle“, später Prohaska-Mühle genannt), deren Ausstattung dem jeweils neuesten Stand der Technik entsprach. Hinzu gesellten sich im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts die „Pannnonia“-Dampfmühle (auch „Kleine Mühle“ genannt) und im Jahre 1909 die „Reform“-Dampfwalzmühle. Letztere musste nach zwei Jahrzehnten ihren Betrieb einstellen. Das in den drei Hatzfelder Mühlen erzeugte Mehl war von vorzüglicher Güte und weithin, auch über die Landesgrenzen hinaus, bekannt.

Im In- und Ausland gefragt waren auch die in Hatzfeld hergestellten Stumpen und Hüte. Ihren Anfang nahm diese Branche im Jahre 1878, als Rudolf Decker eine Hutmacherwerkstätte gründete, aus der sich im Laufe der Zeit ein moderner Großbetrieb entwickelte. Dieser stellte neben Woll- und Lodenstumpen sowie Hüten aller Art wetterfeste Lodenhüte her, die ihrer Dauerhaftigkeit wegen den besten Ruf genossen. Die 1908 ins Leben gerufene und wiederholt vergrößerte „Union“-Hutfabrik erzeugte Stumpen und Hüte aus Wolle, später auch aus Haar in feinster Ausführung und bester Qualität.

Einen wichtigen Anteil am wirtschaftlichen Aufschwung der Großgemeinde Hatzfeld hatten – neben den bereits erwähnten – auch andere Industriezweige, die sich auf die Herstellung von Schuhen, Kämmen und Knöpfen sowie Hutformen spezialisiert haben. Die Anfänge der Schmidt’schen Schuhfabrik gehen auf das Jahr 1907 zurück. Der Betrieb expandierte nach und nach und erreichte in der Zwischenkriegszeit seine Blütezeit. Die in guter Qualität und zu billigen Preisen angebotenen Schmidt-Schuhe waren überall im Banat ein Begriff. Erfolgreich erwiesen sich auch zwei Neugründungen der Jahre 1920/21: die von Josef Schnur gegründete Kamm- und Knopffabrik „Venus“ sowie der Hutformerzeugungsbetrieb des Adolf Trink. Erstere entwickelte sich zur größten und modernsten Fabrik dieser Art in Rumänien, während letzterer als Spezialunternehmen in ganz Südosteuropa einzigartig war.

All diese Unternehmen, die Hatzfeld zu einem blühenden Industriestandort auf der Banater Heide machten, wurden 1948 verstaatlicht. Danach dominierten drei Unternehmen das wirtschaftliche Leben der Stadt: die Ziegelfabrik „Ceramica“ (ehemals Bohn’sche Ziegelei), die aus den beiden Betrieben von Peter Schmidt und Michael Merky hervorgegangene Schuhfabrik (zeitweilig „Horia“) sowie die unter dem Namen „Szabό Árpád“ nationalisierte „Venus“-Knopffabrik, die später in Knopf- und Plastmassenfabrik umbenannt wurde. Durch die Zusammenlegung der beiden Hutfabriken entstand die Hutfabrik „Schmidt Matei“, die 1955 in die Temeswarer Hutfabrik eingegliedert wurde. Während sämtliche Maschinenanlagen der „Pannonia“-Mühle – hier entstand später eine dem Schweinemastkombinat Comtim eingegliederte Mischfutterfabrik – als Reparationsleistung in die damalige Sowjetunion abtransportiert wurden, führte die einstige „Prohaska“-Mühle zunächst ein kümmerliches Dasein, bis sie ganz stillgelegt wurde. Zu erwähnen bleibt noch die nach dem Zweiten Weltkrieg als Privatunternehmen gegründete und kurz darauf verstaatlichte Hanffabrik.

Bank- und Kreditwesen

Zwecks Deckung des wachsenden Kapitalbedarfs der einzelnen Wirtschaftszweige und Schaffung vorteilhafter Geldanlagemöglichkeiten für die Bevölkerung wurden in Hatzfeld ab 1869 einige Geld- und Kreditanstalten ins Leben gerufen. Als erste entstand die „Hatzfelder Sparkassa“. 1881 kam der „Hatzfelder Spar- und Kreditverein“ (später „Banater Zentralbank“) hinzu, sechs Jahre später erfolgte die Gründung der „Hatzfelder Volksbank“. Hinter all diesen Banken stand die wohlhabende Bauernschicht. Den Bedürfnissen des Handels- und Gewerbestands trug die 1891 gegründete „Hatzfelder Handels- und Gewerbebank“ Rechnung, die jedoch während des Ersten Weltkrieges in Konkurs ging. Im Jahr 1909 nahm die „Hatzfelder Verkehrsbank“ ihre Tätigkeit auf. Im Laufe von vier Jahrzehnten sind somit fünf Geld- und Kreditinstitute entstanden, so dass Hatzfeld als bedeutendstes Bankzentrum unter den Banater ländlichen Ortschaften galt.

Nach dem Anschluss der Gemeinde an Rumänien verloren die hiesigen Banken – mit Ausnahme der Volksbank – durch Fusion mit der Temeswarer „Schwäbischen Zentralbank“ bzw. mit dem „Banater Bankverein“ ihre Selbständigkeit. Die schwere Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre führte schließlich zum Bankrott der „Hatzfelder Volksbank“ und brachte damit das Ende der selbständigen Geldinstitute in Hatzfeld. Bis 1944/48, als die deutschen Banken enteignet und die anderen verstaatlicht wurden, unterhielten einige Temeswarer Großbanken Filialen in Hatzfeld.

Die Hatzfelder Bank- und Kreditanstalten haben wesentlich zur Förderung des gesamten Wirtschaftslebens und zum Aufblühen der Gemeinde beigetragen.

Verkehr

Dass Hatzfeld 1857 an das Eisenbahnnetz angeschlossen wurde, was einen gewaltigen wirtschaftlichen Aufschwung der Großgemeinde zur Folge hatte, ist Johann Csekonics zu verdanken. Durch seine Interventionen in Wien und bei der „K.k. Priv. Österreichischen Staats-Eisenbahn-Gesellschaft“ (STEG) sowie durch die unentgeltliche Überlassung des zum Bau der Eisenbahn notwendigen Feldes hat er erreicht, dass der Schienenstrang von Szeged nach Temeswar nicht, wie ursprünglich geplant, über Großsanktnikolaus und Großkomlosch, sondern über Hatzfeld gelegt wurde. Am 15. November 1857 konnte die Linie Szeged-Temeswar eröffnet werden. Damals wurde auch der Hatzfelder Bahnhof eingeweiht. Dem zunehmenden Güter- und Personenverkehr Rechnung tragend, kam es um 1900 zur Erweiterung des Bahnhofs und zur Errichtung eines neuen Stationsgebäudes.

1895 wurde die 41 Kilometer lange Strecke Pardan-Hatzfeld in Betrieb genommen und damit in Verbindung eine zweite Station im Osten der Gemeinde angelegt. Die 1898/99 erbaute, 67,6 Kilometer lange Schmalspurbahn verband Hatzfeld mit dem Komitatssitz Großbetschkerek. Als Abzweigung der über Lovrin führenden Linie Großkikinda-Neuarad wurde 1906 die Trasse Hatzfeld-Lovrin (26,7 Kilometer) dem Verkehr übergeben. Hatzfeld wurde dadurch zu einem wichtigen Eisenbahnknotenpunkt, aus dem Bahnlinien nach fünf Richtungen ausstrahlten. Infolge des Anschlusses der Gemeinde an Rumänien im Jahr 1924 wurden der Eisenbahnverkehr nach Großbetschkerek und Pardan eingestellt. In Richtung Jugoslawien blieb allein die Verbindung nach Kikinda erhalten.

 

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