Emmerich Bartzer

Emmerich Bartzer – berühmter Komponist, Dirigent und Musikpädagoge

Emmerich Bartzer, einer der bedeutendsten Banater Musiker der Zwischen- und Nachkriegszeit, wurde am 1. September 1895 in Lovrin geboren. Schon früh lernt er Geige spielen. In Szeged, wo er ab 1911 die Höhere Industrieschule besucht, nimmt er Unterricht an der Musikschule. Nachdem er während des Ersten Weltkriegs an der italienischen Front zum Einsatz kommt, kehrt er 1919 nach Szeged zurück und wird Schüler von Alexander Fichtner und Peter König, bei denen er Komposition, Harmonielehre und Kontrapunkt studiert. Gleichzeitig wirkt er als Violinist am dortigen Theater- und Kinoorchester.

1923 zieht Bartzer nach Lovrin, wo er mit seinen Brüdern Stefan und Nikolaus eine Reparaturwerkstatt für Autos und landwirtschaftliche Maschinen betreibt. In seinem Heimatort gründet er das halbsinfonische Orchester „Lovriner Musikfreunde“, das schon bald in der ganzen Region bekannt wird, und übernimmt die Leitung des Männergesangvereins und des Frauenchors. Während in seinen in Szeged entstandenen Kompositionen der ungarische Einfluss unüberhörbar ist, gibt sich Bartzer in seinen Lovriner Jahren zunehmend dem Melos des deutschen Volksliedes hin. Er schreibt mehrere Chöre, realisiert Volksliedbearbeitungen für Chor und komponiert einige Klavier-, Kammermusik- und Orchesterstücke. Zwei der letzteren werden 1930 und 1931 vom Budapester Rundfunk ausgestrahlt. Später werden seine Werke auch in die Programme der Rundfunksender Dresden, Leipzig, Rom, Belgrad und Bukarest aufgenommen.

1933 übersiedelt Emmerich Bartzer mit seiner Familie nach Hatzfeld, wo seine musikalische Laufbahn ihren Höhepunkt erreichen wird. Er übernimmt den Dirigentenstab des traditionsreichen Gewerbegesangvereins, erteilt Instrumentalunterricht und wird 1936 Musiklehrer am Deutschen Knabengymnasium. Bartzer vollendet in dieser Zeit die beiden bereits in Lovrin begonnenen Liederzyklen (u.a. mehrere Vertonungen von Gedichten seines Freundes Peter Jung), komponiert seine erste Operette „Grüßt mein Banat“ (nach einem Libretto von Annie Schmidt-Endres und Daniel Wersching) und seinen Streichquartettsatz in g-Moll (vom Brandeisz-Quartett aus Temeswar uraufgeführt). Daneben entstehen Chorlieder, Orchesterstücke und Gebrauchsmusik. 1942 wird er zum Direktor der Deutschen Lehrlingsschule in Temeswar berufen. Im Herbst 1944 flüchtet er mit seiner Familie nach Österreich.

Nach Kriegsende in die Heimat zurückgekehrt, erweckt Emmerich Bartzer das Musikleben in Hatzfeld aufs Neue. Neben seiner Lehrtätigkeit, die er bis zur Pensionierung 1959 ausübt, gründet und leitet er mehrere Chöre und engagiert sich in der Fortbildung der Laiendirigenten und -komponisten aus dem ganzen Banat. Als beständig und sehr erfolgreich erweist sich das von ihm 1956 gegründete „Deutsche Volksorchester“ (da Musiker aus der ganzen Umgebung mitwirkten, auch Rayonsorchester genannt), mit dem er bei den jährlichen Wettbewerben für Laiengruppen in Temeswar regelmäßig den ersten Preis gewinnt. Als Komponist schreibt er Ende der 1940er Jahre die Operetten „Annoncenliebe“ und „Wenn Herzen sprechen“ (Libretto: Cornel Poledna), die mehrfach mit Erfolg aufgeführt wurden, eine ganze Reihe von Volksmusikbearbeitungen für sein Volksorchester sowie Gebrauchsmusik. Während eines Wettbewerbs in Temeswar erleidet er einen Schlaganfall, an dessen Folgen er am 5. Mai 1961 stirbt.

Als Komponist hat es Emmerich Bartzer wie kein anderer verstanden, der Banater Volksseele einen musikalischen Ausdruck zu verleihen. Als Pädagoge hat er ganze Generationen an die Musik herangeführt, einigen von ihnen hat er die Tore zum Musikstudium geöffnet. Als Motor und Förderer der Laienmusikbewegung hat er vielen Menschen Freude an der Musik vermittelt und ihr Leben bereichert. Seinen Landsleuten hat er eine musikalische Heimat geboten, die noch heute über Zeit und Grenzen hinweg Bestand hat.

An Emmerich Bartzer erinnern heute in seiner Hatzfelder Wahlheimat eine auf Initiative und mit finanziellen Mitteln der HOG Hatzfeld errichtete und im August 2006 in feierlichem Rahmen enthüllte Büste, eine Gedenktafel am einstigen Haus der Familie in der nach ihm benannten Straße sowie die Galerie der Persönlichkeiten im Stefan-Jäger-Haus.

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