Kategorie: Persönlichkeiten

Dr. Alexander Krischan – Banat-Forschung als Lebensaufgabe

 

Dr. Alexander Krischan wird von der Fachwelt zu den bedeutendsten Banatforschern gezählt. Er war einer der besten Kenner der Banater Geschichtsquellen und hat vor allem durch seine Veröffentlichungen zur Banater Bibliographie einen gewichtigen Beitrag zur historischen Grundlagenforschung geleistet.

Alexander Krischan wurde am 25. Februar 1921 in Hatzfeld geboren. Nach der Volksschule und vier Gymnasialklassen im Heimatort, besuchte er das Loga-Lyzeum in Temeswar, wo er 1940 maturierte. Ein Jahr später trat er das Studium an der Wirtschaftsuniversität Wien an, das er – nach einer kriegsbedingten Unterbrechung – 1948 als Diplomkaufmann abschloss. Im Sommer 1950 erfolgte die Promotion zum Doktor der Wirtschaftswissenschaften. Noch während des Weiterstudiums trat Krischan in den Dienst des Chemiekonzerns Hoechst, dem er 34 Jahre lang angehörte. Als engagierte Führungskraft hatte er maßgeblichen Anteil am Erfolg dieser Weltfirma und erwarb sich große Verdienste um die österreichische Chemiewirtschaft.

Obwohl ihm die berufliche Tätigkeit und seine Führungspositionen innerhalb diverser Vereinigungen und Gremien viel abverlangten, blieb Dr. Alexander Krischan seinem Hobby, der Geschichtsforschung, zeitlebens treu. Insbesondere die Erschließung und Erfassung der Primärquellen und der Sekundärliteratur zur Geschichte und Kulturgeschichte des Banats machte er zu seiner Lebensaufgabe.

Dr. Alexander Krischan begab sich auf Spurensuche in unzählige Bibliotheken und Archive mehrerer Länder und verschaffte sich so einen vorzüglichen Überblick über die das Banat betreffenden Akten-, Buch- und Periodikabestände. Im Laufe der Jahrzehnte trug er etwa 20.000 Titel für eine Banater Bibliographie und mehrere tausend Fotokopien von Akten zusammen; zudem sammelte er Dokumente, Karten und Stiche, seltene Bücher und periodische Publikationen. Seine Forschungsergebnisse legte er in Buchform sowie in einer ansehnlichen Zahl von Abhandlungen vor. Die Spannweite der Themen erstreckt sich von Bibliographie, Kartographie, Historiographie über Orts- und Siedlungsgeschichte, Biographie, Ortsnamen- und Sippenkunde bis hin zu Buchdruck und Pressewesen.

Dr. Krischan betrachtete die Banater Bibliographie 1514-1964 als sein „Hauptquellen- und Lebenswerk“. Obwohl er die Herausgabe des Gesamtwerkes nicht bewerkstelligen konnte, hat er einzelne Themenbereiche gesondert bearbeitet und veröffentlicht. Dank seiner beiden bahnbrechenden und in der Banatforschung ohne Vergleich dastehenden Bücher Die „Temesvarer Zeitung“ als Banater Geschichtsquelle (1852-1949) (München 1969) und Die deutsche periodische Literatur des Banats. Zeitungen, Zeitschriften, Kalender. 1771-1971 (München 1987) sowie weiterer bibliographischer Arbeiten (u.a. Deutsche Beiträge zur Banater Historiographie 1860-1980. Bio-bibliographische Skizzen, Freiburg 1993) stehen der Banatforschung als wichtiger Behelf über 6600 Titel zur Verfügung.

Was die Archivquellen anbelangt, hat Dr. Krischan bisher zum Großteil unbekanntes, neues Quellenmaterial ausfindig gemacht und teilweise ausgewertet. Publiziert wurden zwei Arbeiten über die Handschriften und Kartenbestände des Kriegsarchivs Wien. Das etwa 700 Dokumente umfassende Werk Archivalische Quellen zur Geschichte des Banats. Instruktionen, Denkschriften, Patente, Verträge. 1695-1872 – Bibliographie, an dem er in den letzten Jahren arbeitete, konnte infolge des Ablebens von Dr. Alexander Krischan am 21. Juni 2009 nicht mehr erscheinen.

Dr. Krischan hat auch verschiedene Aspekte der Entstehung und Entwicklung seines Geburtsortes erforscht und als Ergebnis wesentliche Beiträge zu dessen Geschichte und Kulturgeschichte vorgelegt. Seine diesbezüglichen bibliographischen Arbeiten und historischen Studien zur Früh-, Siedlungs- und Ortsnamensgeschichte sind für die Hatzfelder Lokalforschung nach wie vor von unschätzbarem Wert.

In Anerkennung seiner hervorragenden beruflichen Leistungen und seiner unbestrittenen Verdienste um die Banater Geschichtsforschung wurde Dr. Alexander Krischan vielfach gewürdigt und ausgezeichnet.

Stefan Jäger – Maler des Banater Volkslebens

 

„Meine malerische Tätigkeit war hauptsächlich dahin gerichtet, meinen Landsleuten die Kunst zugänglich zu machen und in leichtverständlicher Form, Motive aus dem Banater Volksleben und Landschaften darzustellen.“ Diesem künstlerischen Credo ist Stefan Jäger ein Leben lang treu geblieben. Und gerade deshalb ist er der „Schwabenmaler“ schlechthin. Seine Kunst ist dem heimatlichen Lebensraum entsprungen und mit diesem auf das Engste verknüpft – mit der Banater Heidelandschaft, mit dem Dorf, den Menschen und ihrem Alltag, ihrer Arbeit, ihren Festen und ihrer Lebensart. Wie kein zweiter Banater Maler hat er es verstanden, die ganze Lebenswelt seiner schwäbischen Landsleute einzufangen und für die Nachwelt festzuhalten. Jägers Gemälde und Skizzen fügen sich zu einem wahren Bilderbuch des Banater Volkslebens zusammen und besitzen somit einen hohen ethnographisch-dokumentarischen Wert. Für die Banater Schwaben, die – wie die Werke des Malers selbst – heute auf dem ganzen Erdball verstreut sind, haben Jägers Bilder zudem einen symbolträchtigen weil identitätsstiftenden und -bewahrenden Charakter. Sie stellen für sie ein Stück Heimat dar und bewahren ihnen die Erinnerung an eine längst untergegangene Welt – ein Grund, weshalb sich Jägers Arbeiten nach wie vor großer Beliebtheit erfreuen.

Stefan Jäger wurde am 28. Mai 1877 in Tschene geboren. Hier besuchte er die Volksschule, danach vier Jahre lang Franz Wieszners private Handelsschule in Temeswar. Weitere zwei Bürgerschulklassen folgten in Szeged. Auf Anraten seines dortigen Zeichenlehrers inskribierte er 1895 an der Modellzeichenschule und Zeichenlehrerbildungsanstalt in Budapest. Als Schüler von Balló Ede und Székely Bertalan erhielt er dort vier Jahre lang eine gediegene Fachausbildung. Dem Studium schloss sich eine Studienreise an, die den jungen Künstler nach Österreich, Deutschland und Italien führte und durch die schwere Erkrankung seines Vaters und dessen Tod 1901 jäh unterbrochen wurde.

Nach einigen Jahren als „freier Künstler“ in Budapest, wo er auf Bestellung Heiligenbilder, Stillleben und Landschaften malte, kehrte er 1906 in seine engere Heimat zurück und widmete sich der Anfertigung des von der Gemeinde Gertianosch in Auftrag gegebenen großformatigen Bildes „Die Einwanderung der Schwaben ins Banat“. Zum Studium der Einwanderertrachten unternahm er 1906 eine zweite Auslandsreise nach Süddeutschland. Dem Publikum wurde das Einwanderungstriptychon, Jägers bedeutendstes und bekanntestes Werk, am 15. Mai 1910 anlässlich einer großen Landwirtschafts- und Gewerbeausstellung in Gertianosch vorgestellt. Es verhalf seiner Kunst zum Durchbruch und machte den Maler mit einem Schlag berühmt.

Im Jahr 1910 ließ sich Stefan Jäger in Hatzfeld nieder, wo er bis zu seinem Tod unter relativ bescheidenen Verhältnissen lebte und bis ins hohe Alter täglich arbeitete. Unterbrochen wurde sein künstlerisches Wirken nur durch den Ersten Weltkrieg, den er als Landsturmmann mitmachte. In den 1920er, 1930er und Anfang der 1940er Jahre erreichte Jägers Heimatkunst ihren Höhepunkt. In dieser Glanzzeit seines Schaffens entstehen ungezählte Werke von einzigartigem künstlerischem und ethnographischem Wert. 1930 fand die erste Jäger-Ausstellung in Großbetschkerek statt; es sollte auch die einzige zu Lebzeiten des Künstlers bleiben. 1957, anlässlich seines 80. Geburtstages, wurde Stefan Jäger für sein Lebenswerk geehrt und mit dem Arbeitsorden II. Klasse der Rumänischen Volksrepublik ausgezeichnet. Fünf Jahre später, am 16. März 1962, verstarb der Künstler nach einem mehrwöchigen Leiden und wurde auf dem Hatzfelder Friedhof beigesetzt.

1969 wurde im ehemaligen Hatzfelder Atelier eine Stefan-Jäger-Gedenkstätte eingerichtet, die nach einer Generalüberholung und Neugestaltung als Gedenk- und Begegnungshaus im April 1996 wiedereröffnete. Bei dieser Gelegenheit wurde im Hof des Hauses eine Büste des Künstlers (ein Werk von Walter Andreas Kirchner) enthüllt.

In den letzten Jahrzehnten war Jägers künstlerisches Werk Gegenstand mehrerer monografischer Arbeiten (Dr. Peter Pink, Annemarie Podlipny-Hehn, Karl-Hans Gross, Hans und Maria Schulz) und zahlreicher Zeitungs- und Zeitschriftenbeiträge. Zudem wurden sowohl im Banat als auch in Deutschland Wandkalender und Bildermappen mit Farbreproduktionen herausgebracht und etliche Ausstellungen veranstaltet. Um die weltweite Erfassung und fotografische Dokumentation der Jägerschen Arbeiten ist Dr. Peter Fraunhoffer bemüht.

Emmerich Bartzer – berühmter Komponist, Dirigent und Musikpädagoge

Emmerich Bartzer, einer der bedeutendsten Banater Musiker der Zwischen- und Nachkriegszeit, wurde am 1. September 1895 in Lovrin geboren. Schon früh lernt er Geige spielen. In Szeged, wo er ab 1911 die Höhere Industrieschule besucht, nimmt er Unterricht an der Musikschule. Nachdem er während des Ersten Weltkriegs an der italienischen Front zum Einsatz kommt, kehrt er 1919 nach Szeged zurück und wird Schüler von Alexander Fichtner und Peter König, bei denen er Komposition, Harmonielehre und Kontrapunkt studiert. Gleichzeitig wirkt er als Violinist am dortigen Theater- und Kinoorchester.

1923 zieht Bartzer nach Lovrin, wo er mit seinen Brüdern Stefan und Nikolaus eine Reparaturwerkstatt für Autos und landwirtschaftliche Maschinen betreibt. In seinem Heimatort gründet er das halbsinfonische Orchester „Lovriner Musikfreunde“, das schon bald in der ganzen Region bekannt wird, und übernimmt die Leitung des Männergesangvereins und des Frauenchors. Während in seinen in Szeged entstandenen Kompositionen der ungarische Einfluss unüberhörbar ist, gibt sich Bartzer in seinen Lovriner Jahren zunehmend dem Melos des deutschen Volksliedes hin. Er schreibt mehrere Chöre, realisiert Volksliedbearbeitungen für Chor und komponiert einige Klavier-, Kammermusik- und Orchesterstücke. Zwei der letzteren werden 1930 und 1931 vom Budapester Rundfunk ausgestrahlt. Später werden seine Werke auch in die Programme der Rundfunksender Dresden, Leipzig, Rom, Belgrad und Bukarest aufgenommen.

1933 übersiedelt Emmerich Bartzer mit seiner Familie nach Hatzfeld, wo seine musikalische Laufbahn ihren Höhepunkt erreichen wird. Er übernimmt den Dirigentenstab des traditionsreichen Gewerbegesangvereins, erteilt Instrumentalunterricht und wird 1936 Musiklehrer am Deutschen Knabengymnasium. Bartzer vollendet in dieser Zeit die beiden bereits in Lovrin begonnenen Liederzyklen (u.a. mehrere Vertonungen von Gedichten seines Freundes Peter Jung), komponiert seine erste Operette „Grüßt mein Banat“ (nach einem Libretto von Annie Schmidt-Endres und Daniel Wersching) und seinen Streichquartettsatz in g-Moll (vom Brandeisz-Quartett aus Temeswar uraufgeführt). Daneben entstehen Chorlieder, Orchesterstücke und Gebrauchsmusik. 1942 wird er zum Direktor der Deutschen Lehrlingsschule in Temeswar berufen. Im Herbst 1944 flüchtet er mit seiner Familie nach Österreich.

Nach Kriegsende in die Heimat zurückgekehrt, erweckt Emmerich Bartzer das Musikleben in Hatzfeld aufs Neue. Neben seiner Lehrtätigkeit, die er bis zur Pensionierung 1959 ausübt, gründet und leitet er mehrere Chöre und engagiert sich in der Fortbildung der Laiendirigenten und -komponisten aus dem ganzen Banat. Als beständig und sehr erfolgreich erweist sich das von ihm 1956 gegründete „Deutsche Volksorchester“ (da Musiker aus der ganzen Umgebung mitwirkten, auch Rayonsorchester genannt), mit dem er bei den jährlichen Wettbewerben für Laiengruppen in Temeswar regelmäßig den ersten Preis gewinnt. Als Komponist schreibt er Ende der 1940er Jahre die Operetten „Annoncenliebe“ und „Wenn Herzen sprechen“ (Libretto: Cornel Poledna), die mehrfach mit Erfolg aufgeführt wurden, eine ganze Reihe von Volksmusikbearbeitungen für sein Volksorchester sowie Gebrauchsmusik. Während eines Wettbewerbs in Temeswar erleidet er einen Schlaganfall, an dessen Folgen er am 5. Mai 1961 stirbt.

Als Komponist hat es Emmerich Bartzer wie kein anderer verstanden, der Banater Volksseele einen musikalischen Ausdruck zu verleihen. Als Pädagoge hat er ganze Generationen an die Musik herangeführt, einigen von ihnen hat er die Tore zum Musikstudium geöffnet. Als Motor und Förderer der Laienmusikbewegung hat er vielen Menschen Freude an der Musik vermittelt und ihr Leben bereichert. Seinen Landsleuten hat er eine musikalische Heimat geboten, die noch heute über Zeit und Grenzen hinweg Bestand hat.

An Emmerich Bartzer erinnern heute in seiner Hatzfelder Wahlheimat eine auf Initiative und mit finanziellen Mitteln der HOG Hatzfeld errichtete und im August 2006 in feierlichem Rahmen enthüllte Büste, eine Gedenktafel am einstigen Haus der Familie in der nach ihm benannten Straße sowie die Galerie der Persönlichkeiten im Stefan-Jäger-Haus.

Dr. Karl Diel – ein Pionier der modernen Chirurgie im Banat

Karl Diel, am 14. Februar 1855 in Hatzfeld als Sohn des Färbermeisters und Regalienpächters Ludwig Diel und dessen Ehefrau Magdalena geboren, besucht nach der Volksschule im Heimatort das Gymnasium in Szarvas. Anschließend studiert er Medizin an der Budapester Universität, an der damals namhafte Professoren wie Dr. Julius Dollinger, Dr. Alexander Lumnitzer, Dr. Karl Morelli und Dr. Ludwig Gebhardt lehrten. 1878 wird Karl Diel zum Doktor der gesamten Heilkunde promoviert. Dr. Dollinger nimmt sich des begabten Mediziners besonders an und macht ihn zu seinem Assistenten an der chirurgischen Abteilung der Budapester Rochus-Universitätsklinik. An dessen Seite kann er seine Fachkenntnisse auf dem Gebiet der Chirurgie in unermüdlicher praktischer und Forschungsarbeit erweitern. Einer glänzenden Universitätskarriere scheint nichts mehr im Wege zu stehen.

Dr. Diel kehrt jedoch 1882 als praktizierender Arzt in seine Heimatgemeinde zurück und erwirbt sich in der Folgezeit große Verdienste um die Entwicklung des Gesundheitswesens in Hatzfeld und im Banat. Auf seine Initiative geht die Errichtung des Hatzfelder Komitatskrankenhauses im Jahre 1896 zurück. Dr. Diel übernimmt die Leitung der chirurgischen Abteilung und später die Direktion des Spitals, das sich dank seines aufopferungsvollen Wirkens bald eines allgemein anerkannten Ansehens rühmen kann. In den 1920er Jahren betreibt er außerdem ein kleines Privatsanatorium in Hatzfeld.

Dr. Karl Diel, der in seiner fünfzigjährigen medizinischen Laufbahn mehr als 50.000 Operationen durchführte und unermüdlich für das Wohl seiner Landsleute tätig war, erwirbt sich den Ruf eines Pioniers der modernen Chirurgie im Banat. Anlässlich seines 75. Geburtstages schreibt einer seiner Kollegen: „Gerade wir Ärzte wissen es gebührend einzuschätzen, was das heißt, in Hatzfeld zu sitzen und mit Wien und Berlin Schritt zu halten. (…) Weder ein Temeswarer, noch ein Arader, Großbetschkereker oder Großkikindaer Spital konnte sich auch nur annähernd mit dem Hatzfelder und seinem erfolgreichen Arzt messen. Von den vielen Ärzten seiner Zeit hat ihm das keiner nachgemacht…“. In Anerkennung seiner vorbildlichen medizinischen Tätigkeit und seines aufopferungsvollen Dienstes am Menschen verleiht ihm König Ferdinand den Rumänischen Sternenorden im Offiziersgrad. Am 1. Mai 1930, kurz nach Vollendung seines 75. Lebensjahres, verlässt Dr. Karl Diel unsere irdische Welt.

Mit dem am 24. November 1940 in Hatzfeld enthüllten lebensgroßen Standbild (ein Werk des Temeswarer Bildhauers Géza Rubletzky) haben ihm seine Landsleute und die Banater Ärzteschaft ein bleibendes Denkmal gesetzt. Anlässlich der Feierlichkeiten zum 100jährigen Bestehen des Hatzfelder Krankenhauses wurde im Mai 1996 vor dessen Verwaltungsgebäude die von dem Hatzfelder Künstler Theophil Soltész geschaffene Büste Dr. Karl Diels enthüllt. Eine weitere Ehrung wurde dem hervorragenden Arzt 1998 zuteil, als das Hatzfelder Krankenhaus den Namen „Dr. Karl Diel“ erhielt. Zwei Jahre später wurde auf Initiative seiner Urenkelin Prof. Dr. Pia Brînzeu, mit Unterstützung der Stadtverwaltung und der Krankenhausleitung, im Dielschen Haus in der Sauergasse – die ebenfalls seinen Namen trägt – eine Gedenkstätte errichtet. Alles in allem sind es Zeichen der Wertschätzung eines Mannes, dessen Wirken in der Banater Medizingeschichte beispielhaft ist.

Dr. Karl Diels Werk wurde von seinem Sohn Dr. Ludwig Diel (1888-1944) und später von dessen Schwiegersohn Prof. Dr. Pius Brînzeu (1911-2002) weitergeführt.

Peter Jung – der Sänger der Banater Heide

Peter Jung wurde am 1. April 1887 in Hatzfeld geboren. Er besuchte die Volksschule im Heimatort und ging 1899, als Zwölfjähriger, nach Budapest, wo er eine kaufmännische Lehre machte und parallel dazu eine dreijährige Handelsschule absolvierte. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs wird er mehrmals seine Stellung wechseln. Ihn faszinierte aber das Schöngeistige. Als Autodidakt verschaffte er sich Zugang zur Literatur. Er begann selber zu schreiben. Die Fronteinsätze während des Krieges und dessen Ausgang – Jung erlebte in Budapest die Räterepublik und die Anfänge der Horthy-Diktatur – sowie die Ereignisse der Zwischenkriegszeit sollten seine Weltanschauung bestimmen und seine Dichtung entscheidend prägen.

Im Oktober 1919 nach Hatzfeld zurückgekehrt, übernimmt er ein Jahr später die Schriftleitung der „Hatzfelder Zeitung“. 1928 wechselt er zur „Banater Deutschen Zeitung“ nach Temeswar, aus deren Redaktion er wegen Meinungsverschiedenheiten 1931 ausscheidet. Als Nachfolger Karl von Möllers wird er im Dezember 1931 erneut Schriftleiter der „Hatzfelder Zeitung“, eine Aufgabe, die er bis zu deren Einstellung Ende März 1941 wahrnimmt. In der Zeitspanne 1920-1943 war Peter Jung externer Mitarbeiter mehrerer im Banat und Siebenbürgen erscheinenden deutschen Zeitungen und Zeitschriften. Nach einem zweijährigen Veröffentlichungsverbot, arbeitete er zwischen 1945 und 1949 an der „Freiheit“ (Temeswar) und an der „Temesvarer Zeitung“ sowie am Bukarester „Neuen Weg“ mit. Bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand 1953 war er als Beamter in der „Ceramica“-Ziegelei tätig. Peter Jung starb am 24. Juni 1966 und fand seine letzte Ruhestätte auf dem Hatzfelder Friedhof.

Peter Jung war ein Vielschreiber. Als er 1960 sein literarisches Werk ordnete, waren es etwa 12.500 Gedichte mit insgesamt 92.500 Versen. Nur ein geringer Teil seiner heimatverbundenen, sozialkritischen und religiösen Lyrik und seiner umfangreichen Spruchdichtung ist in verschiedenen Publikationen und in den bisher erschienenen sechs Gedichtbänden veröffentlicht worden. Zu Lebzeiten des Dichters sind bloß ein Heftchen mit 11 Gedichten (Stunde der heimischen Kunst, Hatzfeld 1943) und der schmale Band Heidesymphonie (Bukarest 1961) erschienen. Weitere Bände wurden nach seinem Tod von Franz Th. Schleich (Das Land, wo meine Wiege stand, Temeswar 1980), Hans Werner Krutsch und Nikolaus Horn (Das Buch der Sprüche, Nürnberg 1993), Hans Bräuner (Auswahl Peter Jungscher Gedichte nach Stoff- und Motivkreisen, Nürnberg 1996) sowie Simion Dănilă und Nikolaus Horn (Du meine Heimat, mein Banat!/O, vatra mea, o drag Banat!, zweisprachige Ausgabe, Temeswar 2001) herausgegeben. Als Typoskript liegt der literarische Nachlass Peter Jungs in der Bayerischen Staatsbibliothek München, vollständiger aber bei Nikolaus Horn in Ingolstadt.

Einige seiner Gedichte sind von Josef Linster, Emmerich Bartzer und anderen Banater Komponisten vertont worden, so auch das Gedicht „Mein Heimatland“. Diese wohl bekannteste Vertonung von Wilhelm Ferch und Josef Linster sollte später zur inoffiziellen Hymne der Banater Schwaben werden.

„Peter Jung war ein gottbegnadeter Lyriker und ein kämpferischer, fanatisch dem Recht und der Wahrheit verschriebener Journalist“, schrieb Josef Gassner anlässlich seines Todes. Die unermessliche Liebe zu seiner engeren Banater Heimat, die Verbundenheit mit der Landschaft und seinem Volksstamm und ein tiefer Glaube sind die Quellen, aus denen Jungs Dichtung schöpft. Er ist der Heimatdichter der Banater Schwaben schlechthin. Von bleibendem Wert ist seine Landschaftslyrik, die man ohne Übertreibung als eine dichterische Monographie der Banater Heide werten kann.

An den großen Sohn unserer Heimatstadt erinnern vor Ort eine 1999 am einstigen Haus des Dichters angebrachte Gedenktafel sowie eine im Jahr 2001 im Zentrum enthüllte Büste.