Hatzfelder Tage 2017

HOG Hatzfeld: Traditionelles Stadtfest in der alten Heimat
Zwei Wochen später wurde Kirchweih gefeiert

Zum zwanzigsten Mal Hatzfelder Tage mitgestaltet

Seit nunmehr zwanzig Jahren veranstaltet die Hatzfelder Stadtverwaltung in den Sommermonaten Juli oder August ein über drei Tage laufendes Stadtfest, die sogenannten Hatzfelder Tage, mit Kultur- und Sportveranstaltungen, Ausstellungen, Begegnungen, Konzerten, Tanzabenden und Brauchtum. Und in all diesen Jahren war unsere HOG immer aktiv mit dabei, zumeist mit eigenen Programmpunkten aber auch in Zusammenarbeit mit der Stadt, den Museen, Schulen, dem Deutschen Forum, der Kirche und Vereinen.

Nach der großen Ansiedlungs-Jubiläumsfeier vom letzten Jahr, mit etwa drei Hundert, nicht nur aus Deutschland angereisten Landsleuten, war klar, dass in diesem Jahr die Zahl der Besucher etwas kleiner ausfallen wird. Doch auch diesmal waren sowohl bei den Hatzfelder Tagen, wie auch zwei Wochen später, beim Kirchweihfest, doch recht viele Teilnehmer angereist um bei den Veranstaltungen mit dabei zu sein. Und alle, die in die alte Heimat gekommen waren, haben, wie fast immer in den letzten Jahren, nicht nur viel erlebt und gesehen, sondern auch noch so richtige heiße Sommertage und –nächte zu spüren bekommen.
Das diesjährige Stadtfest (28., 29. und 30. Juli) wurde traditionell am Freitag, wie stets in den letzten Jahren, im Kultur-/Bauernheim von Bürgermeister D.A. Postelnicu eröffnet. Erstmals begrüßte er alle Ehrengäste und Teilnehmer, wies dann kurz auf die bedeutendsten wirtschaftlichen und kulturellen Errungenschaften der letzten zwölf Monate hin, gab die wichtigsten Programmpunkte bekannt und lud alle Hatzfelder ein, gemeinsam das Stadtfest zu begehen. Anschließend bat er den Ehrenvorsitzenden der Hatzfelder Heimatortsgemeinschaft, Josef Koch ans Mikrofon. Dieser bedankte sich erstmals im Namen des HOG-Vorstandes für die Einladung zu den Hatzfelder Tagen und ganz besonders für die jahrelange gute Zusammenarbeit, ganz besonders im letzten Jahr, als alle gemeinsam das große Fest der Ansiedlung Hatzfelds vor 250 Jahren gefeiert haben. In diesem Zusammenhang überreichte er 27 Hatzfelder Personen und 6 einheimischen Institutionen, die sich bei der Vorbereitung und Durchführung dieses letztjährigen Jubiläums aktiv beteiligt hatten, je eine Dankesurkunde, übergab Bürgermeister Postelnicu noch das neueste Heimatblatt (2017) und auch einen Brief von H.G. Schuhmacher, dem Spaichinger Bürgermeister. Zum Schluss seiner Rede erinnerte er noch daran, dass beim letzten Heimattag im Juni, ein neuer HOG-Vorstand mit einem neuen Vorsitzenden, Hans Vastag, gewählt wurde

Am gleichen Nachmittag öffnete das Deutsche Forum seine Pforte und viele Hatzfelder aus nah und fern kamen zum schon traditionellen Begegnungsnachmittag. Erwin Zappe, der neue Forumsvorsitzende, begrüßte erstmals alle Anwesenden und anschließend namentlich die Ehrengäste, die in diesem Jahr sehr zahlreich erschienen waren. So den Vertreter der deutschen Minderheit im rumänischen Parlament, Ovidiu Gant, den Vorsitzenden des Banater Deutschen Forums, Dr. Johann Fernbach, Helen Alba-Kling, die Vorsitzende des Temesvarer Forums, Edith Singer, die Leiterin der Temesvarer Rosmareiner-Trachtengruppe, Ute Moisuc vom Banater Deutschen Forum, Siegfried Thiel von der NBZ, den Vorsitzenden der HOG Lenauheim Werner Griebel, wie auch die beiden Ehrenvorsitzenden Hans Jirkowsky, vom Hatzfelder Deutschen Forum, der vom Banater Forumsvorsitzenden Dr. Johann Fernbach mit der goldenen Verdienstmedaille geehrt wurde und Josef Koch von der HOG Hatzfeld. Letzterer bedankte sich danach in seinem Grußwort beim Vorstand des Forums für die stets gute Zusammenarbeit und versprach auch für die Zukunft die volle Unterstützung der HOG. Zur freudigen Überraschung aller Anwesenden erwähnte er noch zwei finanzielle Unterstützungen von je 1000 € durch die HOG, einmal an die Hatzfelder schwäbische Tanzgruppe und auch an das Hatzfelder Altenheim.

Höhepunkte im Laufe dieses Begegnungsnachmittages waren einmal die Aufritte der beiden Hatzfelder Trachtengruppen, die Hatzfelder Minis und die Hatzfelder Pipatsche, unter der Leitung von Hansi Müller und auch der Gedichtbeitrag von Mario K. Konya, der zwei Gedichte („De Bu fehrt sei Großvater hem“ von Josef Gabriel und „E bissl Sauerkraut“ von Johann Szimits) in banatschwäbischer Mundart vortrug. Nach diesen emotionalen Stunden fiel es allen ganz schwer Abschied zu nehmen. Doch es musste sein, standen an diesem Nachmittag noch weitere Veranstaltungen auf dem Programm, an denen viele gerne teilnehmen wollten.

So einmal im Kulturheim, wo eine Buchvorstellung (Dragomir Ciobanu: „Verstümmelte Nostalgien“) stattfand und dann am späteren Abend eine Ausstellungseröffnung und ein Bildvortrag im Stefan-Jäger- Museum. In der Ausstellung „Die Zünfte im Zeichen des Menschen“ wurden Arbeiten aus gebranntem Ton gezeigt, die wenige Tage davor, im Rahmen eines Künstlersymposions im Jäger – Haus gefertigt wurden. Nach der Eröffnung der Ausstellung durch die Leiterin Angela Chici und einem Vertreter der Künstler, meldete sich noch Detlef Strunk zu Wort, der kurz über das frühere Zunftwesen in Hatzfeld berichtete.

Abgeschlossen wurde diese Veranstaltung im Jäger-Haus, mit dem Bildvortrag „Freud und Leid der Banater Schwaben in den Werken von Stefan Jäger“ von Josef Koch. Dieser gut besuchte Vortrag wurde mit großem Interesse verfolgt und von Maria Bologa, eine der anwesenden Künstlerinnen wie folgt kommentiert: „obzwar wir viel über den Maler Stefan Jäger wissen, wurde uns allen erst jetzt so richtig bewusst, welche Bedeutung
der Maler für seine banatschwäbischen Landsleute hatte und noch immer hat“.

Der Samstag Vormittag stand ganz im Zeichen der ehemaligen Hatzfelder Kulturschaffenden Josef Linster und Karl von Möller, zu deren Erinnerung im Zentrum der Stadt, an den Wohnhäusern der beiden, neue Bronze-Gedenktafeln enthüllt wurden. Diese Aktion war überfällig, da von den im Jahre 1999 enthüllten Tafeln schon zu viele Buchstaben fehlten und der Text nicht mehr lesbar war. In einer kurzen Rede skizzierte Josef Koch den Werdegang der Geehrten und hob deren Bedeutung für das Hatzfelder Kulturleben hervor.

Direkt anschließend an diese Gedenktafelenthüllung wurde im Kulturhaus eine interessante Ausstellung aus der Reihe „ Das ehemalige Banat“ eröffnet. Gezeigt wurden in vielen Bildern und Textausschnitten „Die Lebensgeschichte von Ernö Fabian und Iren Bayer“ während der Zeit des I Weltkrieges. Er war ein angesehener Arzt in Neuzerne und Iren Bayer, seine Ehefrau, stammte aus Hatzfeld. In dem zur Ausstellung erschienenem Faltblatt heißt es, „ „beide dienten um Leben zu retten und Soldaten zu pflegen und zu heilen“. Zusammengestellt und aufgebaut wurde diese Ausstellung von Szilagyi Maria und Nemeth Ferenc.

Der Sonntag begann für die Hatzfelder Katholiken mit einer von den beiden Geistlichen Pfarrer Dr. Davor Lucacela und Pfarrer Robert Dürbach zelebrierten Heiligen Messe. Direkt im Anschluss daran folgte das von vielen Musikliebhabern erwartete Orgelkonzert mit Franz Müller (Orgel), der auch die Musikauswahl traf und Vali Niculescu (Geige). Zu Gehör kamen Werke von G.F. Händel, J.S. Bach, G. Boni, wie auch das bekannte und gern gehörte „Ich bete an die Macht der Liebe“ von D. Bortniansky. Als Dank gab es langanhaltenden Applaus.

Vor dem Auseinandergehen traf man sich noch zu einem gemütlichen Beisammensein im Hof der Kirche, im Schatten des großen Nussbaumes. Unter den Anwesenden, als Ehrengäste dabei, der Vorsitzende der Banater Berglanddeutschen Erwin Josef Tigla, der Vorsitzende der HOG Lenauheim Werner Griebel mit Ehefrau, wie auch der Hatzfelder stellvertretende Bürgermeister Toth Gabor und sein ungarischer Kollege aus Maroshalom. Für viele unserer Landsleute ist dieses Treffen mittlerweile schon eine Selbstverständlichkeit, die gerne angenommen wird.

Am Sonntag Nachmittag gab es noch weitere angenehme Überraschungen. So lud das Presse – Museum zu einer Filmvorführung ein, bei der ein Streifen von den letztjährigen Jubiläumsveranstaltungen, mit Schwerpunkt Kirchweih gezeigt wurde. Noch vor Beginn der Vorführung überreichte Josef Koch der Leiterin des Museums, Frau Cristina Dema, das neu erschienene Heimatblatt Hatzfeld (2017), das dankend entgegen genommen wurde, sind doch auch schon alle bisherigen Ausgaben im Besitz des Museums.

Am späteren Nachmittag zog es dann viele unserer Landsleute und Neugierige vor die Hauptbühne im Stadtzentrum, die erstmals auf dem neu gestalteten Rathaus-Vorplatz aufgebaut war. Auf dem Programm stand der erste öffentliche Auftritt der beiden Hatzfelder schwäbischen Tanzgruppen bei den Hatzfelder Tagen. Es begannen die „Hatzfelder Mini’s“ denen die „Hatzfelder Pipatsche“ folgten. Fast eine Stunde lang gab es von beiden Gruppen Ländler, Walzer, Polkas und auch moderne Tänze zu sehen. Ein Auftritt der die Herzen höher schlagen ließ und mit viel Beifall belohnt wurde.

Mit einem Disco – Abend der 80-er Jahre im großen Zelt hinter dem Kulturheim ging das dreitägige Stadtfest zu Ende, nicht bevor um Mitternacht noch einige Böller und Raketen gezündet wurden.

Nach diesen drei ereignisreichen Festtagen ist ein Teil unserer angereisten Landsleuten wieder weg gefahren, doch überraschend und erfreulich, wenige Tage vor dem Kirchweihfest kamen wieder andere in die alte Heimat. Sie wollten bei der Kerweih, die am 11. und 12. August gefeiert wurde, mit dabei sein.

Gut 40 Trachtenpaare aus Hatzfeld, Billed, Warjasch, Detta und erstmalig auch eine donauschwäbische Gruppe aus Pecs/Fünfkirchen (Ungarn) machten an dieser Kirchweihveranstaltung mit. Und es war, wie auch schon im vergangenem Jahr, ein großes und gelungenes Fest.

Unter den Klängen einer Temesvarer Blasmusikkapelle zogen die Trachtenpaare, die schon am Freitag Nachmittag den Kirchweihbaum vor der Kirche aufgestellt hatten, vom Kulturheim kommend, durchs Zentrum der Stadt zur Freiwilligen Feuerwehr. Nach der ausgesprochenen Einladung an den Kommandanten, der einen mit einem Rosmareinzweig geschmückten Apfel erhielt und mehreren Tänzen, zog der Kirchweihzug, an jeder Wegkreuzung mit einem „Eckstickel“ weiter zum Haus der Eheleute Nutzi und Oswald Zachari. Da dieses Kirchweihfest aus organisatorischen Gründen diesmal an einem Samstag, der ein Markttag ist, gefeiert wurde, musste der „Kerweihzug“ sich einen Weg durch die vielen Stände und Menschen in der Klostergasse bahnen. Für Hatzfeld bestimmt erstmalig und einmalig, aber auch sehenswert, wie die vielen Marktbesucher ein Spalier bildeten und Beifall klatschten. Hier angekommen wurde die Familie Zachari und ihre Gäste wie auch der HOG-Ehrenvorsitzende Josef Koch und alle Landsleute mit einem geschmückten Apfel, zum Fest eingeladen. Nach einigen Tänzen und einer kleinen Stärkung zog der Zug weiter zum Haus von Erwin Zappe, wo der Vorsitzende selbst und alle Forumsmitglieder zum Fest eingeladen wurden. Ab hier, nach dem Verzehr kleiner Häppchen und dem Löschen des Durstes gings weiter zum Rathaus, wo Bürgermeister D.A. Postelnicu und alle Hatzfelder zur Teilnahme an den Feierlichkeiten eingeladen wurden.

Mit einer kleinen Verspätung kam der Kirchweihzug schlussendlich in der Kirche an. Pfarrer Dr. D. Lucacela begrüßte erstmals alle Messeteilnehmer und ganz besonders die große Zahl an Trachtenpaaren, die diese Kirchweihmesse noch festlicher werden lässt.

Nach der Segnung des Straußes und dem Schlusssegen zogen alle Anwesenden vor die Kirche um der Versteigerung von Hut, Tuch und Strauß wie auch dem kulturellen Programm beizuwohnen. Sehenswert mit welcher Freude die Trachtenpaare, von den Kleinen bis zu den Großen, eine Vielzahl von Volkstänzen präsentierten. Nach mehr als einer guten Stunde, alle Trachtengruppen zeigten spezifische Tänze, ging das Fest zu Ende und der Strauß, von Sergiu Dema für seine Frau Christina ersteigert, wurde bis zum Abend in der Kirche abgestellt.

Zu den Ehrengästen, die sich diese Hatzfelder Kirchweihfeier nicht entgehen lassen wollten, gehörte neben Christine Neu, Mitglied im Bundesvorstand auch die Kulturreferentin für Südosteuropa beim DZM Ulm, Swantje Volkmann, die mit einigen Teilnehmern der am Vortag im Temesvarer AMG – Haus zu Ende gegangenen Jugendveranstaltung „Licht und Klang“, nach Hatzfeld kamen.

Am späteren Abend versammelten sich die Kirchweihpaare wieder vor der Kirche, holten den Strauß ab und marschierten unter den Klängen der Musik zum Zelt, wo der Kirchweihball eröffnet wurde. Zu Beginn spielte das Temesvarer Blasorchester und danach bis zum letzten Tanz, das „Schlager-Duo“ aus Reutlingen.
Hatzfeld und seine Bewohner, die vielen jugendlichen Trachtenträger aus mehreren Banater Ortschaften, auch die aus Fünfkirchen (Ungarn), die vielen Gäste und alle unsere „nach Hause“ gekommenen Landsleute, haben in diesen Tagen viele schöne und angenehme Momente, Stunden und Tage erlebt. Und es blieben viele Erinnerungen, von denen man noch lange zehren kann.

Renate M.K.

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